Gescheckter Nagekäfer, Bunter Nagekäfer, Xestobium rufovillosum

Dieser Käfer tritt vorwiegend in verbautem Eichenholz auf. Er befällt aber auch andere Laubholzarten sowie Nadelholz. Von Holz zerstörenden Pilzen besiedeltes Holz wird bevorzugt. Die Larven des Gescheckten Nagekäfers sind aber in ihrer Ernährungsweise nicht auf Pilz befallenes Holz angewiesen. Größere Larven dringen durchaus auch vom Pilzbefall ausgehend bis 2,5 m in gesunde Holzteile vor. Junge Larven sind dagegen nicht kräftig genug, in normales gesundes Holz einzudringen.

Große Larven des Gescheckten Nagekäfers wurden auch schon in Spanplatten angetroffen. Diese wurden zerstört. Vereinzelt sind schwere Schäden, insbesondere an Konstruktionshölzern, durch den Gescheckten Nagekäfer bekannt. Normalerweise bleibt er aber in seiner wirtschaftlichen Bedeutung weit hinter dem Gewöhnlichen Nagekäfer zurück. Nicht selten sind im Nadelholz gleichzeitig auch die Larven des Schwammholz-Nagekäfers anzutreffen. Eine genaue Unterscheidung bringt hier jedoch nur eine mikroskopische Untersuchung des Fraßmehles bzw. des Kots.

Das Weibchen des Gescheckten Nagekäfers legt über 100 weiße, zitronenförmige Eier ab. Im Eichenholz werden die Frühholzanteile von den sonst unregelmäßigen Larvengängen bevorzugt zerstört, so dass bei stärkerem Befall nur das Spätholz lamellenförmig übrig bleibt. Für jüngere Larven ist es wichtig, dass das Holz Pilz befallen ist. Die Festigkeit des Holzes wird gemindert, die Larven können sich besser einnagen.

 

Versuche von Sachverständigenkollegen haben ergeben, dass sich die Larven des Gescheckten Nagekäfers auch in sehr trockenem Holz entwickeln. Das dauert zwar länger, aber es kommt zur Verpuppung und zum Schlupf völlig gesunder Käfer. Der Pilzbefall zum Ernähren der Larven muss nicht mehr aktiv sein.

Über den Gescheckten Nagekäfer gibt es mittlerweile sehr unterschiedliche Erkenntnisse. Bei Forschungsarbeiten durch Herrn Dr. Uwe Noldt wurde festgestellt, dass der Gescheckte Nagekäfer bis zu 15 Jahren im Holz verweilen kann.

Die Eiablage geschieht, wie bei allen Nagekäfern üblich, in die eigenen Ausfluglöcher. Bei Pilz befallenem Holz, wo noch keine Ausfluglöcher vorhanden sind, werden die Eier in die oberflächennahen Zonen abgelegt. Anstriche werden von außen nicht durchnagt, um an das Holz zu gelangen. Anders sieht es aber aus, wenn der Gescheckte Nagekäfer aus dem Holz schlüpft.

Wie bei diesen Untersuchungen auch festgestellt wurde, scheint es eine direkte Verbindung zwischen dem Eichenporling und dem Gescheckten Nagekäfer zu geben. So werden mittlerweile von Herrn Dr. Uwe Noldt Versuche gemacht, inwieweit die isolierten Pheromone des Eichenporlings den Gescheckten Nagekäfer anlocken. Womöglich ist dies eine Sanierungstechnik, zumindest einen Großteil der Insekten vom Holz wegzulocken und ggf. mit Klebefallen zu fixieren.

Weiterhin steht fest, dass der Gescheckte Nagekäfer, ähnlich wie der Gewöhnliche Nagekäfer, auch in geringen Hohlräumen zur Begattung kommen kann. So ist es schon mehrfach in der Praxis beobachtet worden, dass der Gescheckte Nagekäfer bei einem Pilzbefall in der Mitte eines großvolumigen Holzbauteiles gar nicht erst ausfliegt, sondern sich in den vom Pilz geschaffenen Hohlräumen vermehrt und von dort auch das Holz befällt. Ein solcher Befall ist nur mit großen Schwierigkeiten zu erkennen.

Auch der Gescheckte Nagekäfer fliegt nicht jedes Jahr, selbst wenn der Befall schon länger im Holz vorhanden ist. Die Insekten treten teilweise epidemieartig auf. Solange die Abflugtemperatur von 17 °C nicht erreicht ist, können die Käfer nur krabbeln. Sie sind dann mit Klebstofffallen sehr leicht zu fixieren und zu identifizieren.

Die Insektenlarven dringen tief in das Holz ein. Sie sind mit Holzschutzmitteln nur schwierig zu erreichen. Die Bohrlochtränkung funktioniert nicht vollständig, weil die eingebrachten Mittel über die Fraßgänge das Holz verlassen und nicht in das Holz eindringen.

Literaturangaben:

Bei der Erstellung wurde folgende Literatur verwendet:

„Pflanzliche und tierische Bau- und Werkholzschädlinge“ von Dr. D. Grosser, DRW-Verlag

„Holzschädlinge an Kulturgütern erkennen und bekämpfen“ von Dr. H.P. Sutter, Haupt-Verlag

„Holz zerstörende Insekten in Bauwerken und an Kulturgut“, Dr. Uwe Noldt et al, Der Bausachverständige 1/2006, Seite 26 – 29, Fraunhofer IRB-Verlag

„Moderne Holzschutzlegenden“, Vortrag von Dr. Pallaske, 2001 (Dieser Vortrag kann vom Verfasser bezogen werden oder auf der website des Verfassers www.jochenwiessner.de downgeloadet werden.)

„Integrierte Insektenbekämpfung“, Joachim Wießner, 2004, Download auf www.jochenwiessner.de

„Insektenbekämpfung im Holz mit der Mikrowelle“, Astrid Sattler, 2007, Download auf www.mw-baudienstleistung.de

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